The medial roundtable was organised and moderated by Christoph Bareither. Participants: Beate Binder, Sharon Macdonald, Monique Scheer, Klaus Schönberger and students of the Institute for European Ethnology.
Netz der Gefühle
Emotionen und ‘postfaktische’ politische Meinungsbildung im Internet
ein medialer Round Table mit: Beate Binder, Sharon Macdonald, Monique Scheer, Klaus Schönberger, Christoph Bareither und Studierenden des IfEE
Donnerstag, 13. Juli 2017, 16:15 – 17:45 Uhr
Institut für Europäische Ethnologie, Humboldt-Universität zu Berlin, Møhrenstraße 41, 10117 Berlin, Raum 409
Die Digitalisierung im Alltag verändert die Art und Weise, wie mit und durch Emotionen politische Meinungsbildung gestaltet wird. So hält auch die öffentliche Diskussion rund um das Konzept des „Postfaktischen“ an: Die „Gesellschaft für deutsche Sprache e. V.“ wählte den Begriff 2016 zum „Wort des Jahres“, weil er darauf verweise, „dass es in politischen und gesellschaftlichen Diskussionen heute zunehmend um Emotionen anstelle von Fakten geht.“ Aus Perspektive der Europäischen Ethnologie / Kulturanthropologie halten wir dem entgegen, dass politische Diskurse nicht erst seit Kurzem von Emotionalität und Affektivität durchdrungen sind – das vermeintlich „Neue“ an populistischen Internet-Praktiken kann nur verstanden werden, wenn der Umgang mit digitalen Medien (bspw. die Nutzung von audiovisuellen Bildern, Likes, Emoticons, Memes, Videos, digitaler Archivierung, Mapping und Geolocating) in seiner Spezifik berücksichtigt wird. Deshalb fragen wir nach den Besonderheiten aktueller Internet-Praktiken in Hinblick auf die Mobilisierung von Emotionen in Prozessen der politischen Meinungsbildung. Ist es tatsächlich die spezifische Qualität dieser Praktiken, faktenbasiertes Wissen auszuhebeln, die ihre Besonderheit ausmacht? Oder lassen sich andere Qualitäten identifizieren, die im Wie des Umgangs mit Emotionen und politischer Meinungsbildung unter den spezifischen Bedingungen von Internettechnologien bestehen? Solche und andere Fragen werden durch Studierende des IfEE anhand medialer Beispiele aufgeworfen – vier Kulturanthropolog*innen mit unterschiedlichen Forschungsschwerpunkten antworten und diskutieren gemeinsam mit dem Publikum.